07/2017 – 09/2017
HA Schult 1972, 1983, 2017
Nur wenige Meter von der 20 x 5 Meter großen Freiheitswand entfernt, bespielt der 1939 geborene Künstler den hinteren, von der Neustraße einsehbaren Galeriebereich der Geuer & Geuer Art mit einer Floor Sculpture aus zerknüllten Zeitungen und Coca Cola Dosen. Mittig in dieser platziert, erhebt sich ein Crashman, eine Skulptur aus Schrott und Müll, in deren Brust ein Flugzeugkörper eingelassen ist. Im Hinblick auf die beiden Grafiken, welche die New Yorker Twin Towers zeigen und Bestandteil der Installation sind, wird der Bedeutungsumfang der gegenwärtigen Aktion deutlich. Diese geht auf eine New Yorker Straßenaktion aus dem Jahr 1983 zurück, in welcher HA Schult die Washington Street mit über 300.000 zerknüllten Exemplaren der New York Times ausgelegt und die Straße in eine apokalyptische Mülllandschaft verwandelt hatte. Die Zeitungen wurden anlässlich der Aktion eigens für ihn gedruckt und von der New York Times zur freien Verfügung gestellt.
HA Schult, der von 1980 bis 1986, in New York lebte, realisierte bereits 1977 eine Aktion in der Weltmetropole. So ließ er unter dem Titel „Crash“ ein Flugzeug an dem World Trade Center vorbeifliegen und später in eine Müllhalde stürzen. Der Absturz wurde via Satellit auf der documenta 6 übertragen. Es war die erste Satellitenübertragung in der Kunstgeschichte überhaupt. Originalfotografien sowie historisches Filmmaterial sind in der Ausstellung ebenfalls zu sehen.
Seine künstlerische Auseinandersetzung mit der Coca Cola Dose, die als Synonym für Konsum zu verstehen ist, knüpft an die „biokinetische Landschaft“ an, ein mir Abfallprodukten und Cola Dosen gefüllter Schaukasten, der bereits 1972 auf der documenta 5 präsentiert und als provokative Konsumkritik von HA Schult inszeniert wurde. Mit „Now!“ knüpft HA Schult an alle erwähnten Aktionen an und zieht den Bogen von 1972 bis heute in unsere Gegenwart. Indem er Terror und Konsum miteinander verschränkt, macht er auf ihre verborgene Kausalität ebenso kritisch wie provokativ aufmerksam und lädt zum Nachdenken ein.
Die Installation „Now! HA Schult 1972, 1983, 2017“ kann bis Mitte September in der Galerie Geuer & Geuer Art besucht und während der Öffnungszeiten auch betreten werden.